Behindertenbeirat prüft Barrierefreiheit in Flonheim

Wichtiger Baustein für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Bei einer Ortsbegehung hat der Behindertenbeirat des Landkreises Alzey-Worms kürzlich die Barrierefreiheit in Flonheim untersucht. Gemeinsam mit seh- und gehbehinderten Menschen machten sich die Mitglieder vor Ort ein Bild von möglichen Hindernissen im öffentlichen Raum. Die Route führte durch das Ortszentrum und beinhaltete die alltäglichen Wege der Einwohner von FlonheimAuf dem Weg von der Klosterstube der Adelberghalle zum Kindergarten in der Berliner Straße zeigte sich bereits, wie wichtig diese Aufklärung ist: Die Mitglieder des Beirats entdeckten ein Auto, das unerlaubt auf einem Behindertenparkplatz abgestellt worden war. Schwierigkeiten bereitete den Menschen mit Sehbehinderung das Wechseln vom Bürgersteig vor dem Kindergarten auf die gegenüberliegende Straßenseite. Eine mit dem Blindenstock tastbare Markierung könne hier auf das Ende und den Beginn der Bordsteinkanten hinweisen, schlugen die Beiratsmitglieder vor. Die dort angebrachte gelbe Markierung des Überwegs sei als Hilfsmittel nicht ausreichend. An einer Straßenkreuzung an der Neugasse fiel den Vertretern des Behindertenbeirats dagegen der barrierefreie Bürgersteig positiv auf.

Neben dem Ortsbürgermeister Jörg Thumann informierten sich bei der Begehung auch Verbandsbürgermeister Steffen Unger, Landtagsabgeordneter Heiner Illing, der Beigeordnete Jens Simon sowie die Leiterin der Abteilung Soziales der Kreisverwaltung, Andrea Maurer, über die Barrierefreiheit der Gemeinde. Jörg Thuman sowie die Beauftragte für barrierefreies Bauen im Landkreis, Nicole Becker-Mutschler, hatten die Strecke ausgearbeitet. Die regelmäßigen Ortsbegehungen sind ein zentraler Baustein im Aktionsplan des Beirats und sollen die Sensibilität für alltägliche Barrieren schaffen, die Menschen ohne Einschränkungen oft gar nicht wahrnehmen.

An der Kreuzung Alzeyer Gasse/Ecke Langgasse/Marktplatz erklärte Thumann: „Dies ist der gefährlichste Punkt in der Gemeinde, weil hier der Verkehr aus mehreren Straßen zusammentrifft. Die zugelassene Geschwindigkeit wurde von hier bis zur Bäckerei auf 30 Stundenkilometer reduziert. Das ist für die Sicherheit der Fußgänger und Fußgängerinnen und insbesondere der Kinder sehr wichtig.“ Die Mitglieder des Behindertenbeirats regten an, am Rande des Bürgersteigs sicht- und tastbare Bodenmarkierungen anzubringen.

Besonders lobten die Teilnehmer der Ortsbegehung die Infothek mit dem Ortsmuseum. Das Gebäude kann barrierefrei erreicht werden, ein Aufzug befördert Besucher und Besucherinnen in das obere Stockwerk. Im Ortsmuseum machen Modelle eines Weinberghäuschens beziehungsweise Trullos und der neugotischen Pfarrkirche Maria Empfängnis bedeutende Flonheimer Gebäude begreiflich. Auch ein Modell der Seekuh „Floni“, deren millionenaltes Skelett in Flonheim gefunden wurde, kann von Sehbehinderten ertastet werden. Die Mitglieder des Behindertenbeirats schlugen vor, die Informationstafeln im Museum mit Brailleschrift zu versehen oder Audioguides zu erstellen. Mithilfe eines QR-Codes könnten Sehbehinderte die Informationen auf ihr Handy übertragen und in ein Audio umwandeln. Auf den QR-Code könnte ein mit Brailleschrift versehener Rahmen aufmerksam machen.

Die Begehung endete an der Kreuzung zwischen Erbes-Büdesheimer-/Ecke Berliner Straße. Der Bordstein, der die Straße vom Parkplatz vor dem dortigen Restaurant trennt, ist für Menschen im Rollstuhl nicht zu überwinden. Dieses Hindernis könnte mit Hilfe einer Bordsteinrampe beseitigt werden.

Ortsbürgermeister Thumann dankte dem Behindertenbeirat für die Anregungen, von denen sich viele umsetzen ließen. Becker-Mutschler resümierte: „Wir haben uns die Hindernisse bewusst gemacht. Nun gilt es, priorisiert Ziele zu setzen und diese abzuarbeiten.“ Andrea Maurer lobte: „Es ist schön, dass die Ortsgemeinde offen für Veränderungen zugunsten der Barrierefreiheit ist.“